Waimea Canyon, Kauai, Hawaii

Inselhüpfen Hawaii, Teil 3: Kauai

Oktober 2019

Um halb zehn landet Flug HA 183 auf dem Flughafen von Lihue, dem Hauptort der "Garden Isle" Kauai, der dritten Station unseres Hawaii-Inselhüpfens und ältesten Insel des Archipels. Unser erster Weg nach der Gepäckausgabe führt natürlich wieder zu Alamo, wo wir uns aus einer Palette von Kompaktklasse-Wagen unseren Favoriten aussuchen dürfen. Mit dem Ford Fiesta unterm Hinterm geht es sogleich zu unserer Unterkunft, dem Kauai Shores Hotel in Kapa'a. Das 3-Sterne-Hotel liegt verkehrsgünstig im Osten der Insel. Von hier aus erreicht man in gut einer Stunde sowohl das Nord- als auch das Westende des Highways, der unter den Nummern 50 und 56 drei Viertel der Insel umrundet. Nur die Nā Pali-Küste im Nordwesten ist nicht per Auto zu durchqueren und mehr oder weniger unberührte Wildnis.

Tag 1: SO, 29.09., North Shore

Da wir noch nicht einchecken können, deponieren wir unser Gepäck an der Rezeption und erkunden erstmal das Hotelgelände. Der Strand ist menschenleer, vermutlich, weil mal wieder alles zu gefährlich ist. Dafür ist die Terrasse des "Lava Lava Beach Clubs" schon gut besucht und auf der Wiese, die von den Hotelgebäuden U-förmig umschlossen wird, vertreiben sich ein paar Menschen mit Säckchen-Werfen die Zeit.

Den Nachmittag wollen wir noch zur Erforschung der North Shore nutzen. Also steigen wir um 12 Uhr in den Fiesta und dampfen über den Kuhio Highway (HI 56) ab nach Norden. Nach einem kurzen Stopp am Kaiakea Point, von wo aus man einen dank des hohen Buschwerks so mittelguten Blick auf den bei Body-Boardern beliebten Keālia Beach werfen kann, fahren wir zur überaus pittoresken Moloa'a Bay mit dem nicht weniger pittoresken (und menschenleeren) Strand. Eigentlich lädt der Strand aber sowas von zum Baden ein, aber wir belassen es bei einem halbstündigen Strand­spaziergang und etwas Schaukel-Yoga.

Der nächste Stopp ist 20 Minuten später am Kilauea Point, dem nördlichsten Punkt Kauais und aller acht hawaiianischen Hauptinseln. Leider ist der Weg zum Leuchtturm gesperrt, sodass wir nur einen Blick vom Parkplatz aus auf die Klippen der fotogenen Steilküste werfen können. Dafür braucht man keine 3 Minuten. Mehr Zeit nehmen wir uns im Anschluss für die Mittagspause. In der Kilauea Bakery & Pizzeria, beheimatet im Kong Lung Center in Kilauea, gibt es neben schmackhaften Backwaren auch leckere Pizza, die wir uns im Schatten der Bäume zu Gemüte führen.

Nach einer Stunde Pause geht die Fahrt weiter gen Westen. Nach 10 Minuten Fahrt liegt zur Linken der Hanalei Valley Lookout, den wir nicht einfach links liegen lassen können. Die Meinungen über die Sehenswertigkeit gehen auseinander. Mich erinnert der Blick auf die Taro-Felder und die Berge Kauais stark an die Reisterrassen auf Bali, von daher finde ich ihn schon schön. Andere sehen nur Kohl und die Voralpen. So ist es halt.

Nachdem wir genug geglotzt haben, fahren wir weiter zum westlichsten Punkt unseres Ausflugs, dem Ha'ena Beach. Viel weiter kommt man auch nicht, eine Meile weiter endet der Highway am Start des Kalalau Trails. Obwohl der Parkplatz ganz schön voll ist, sind am Strand kaum Menschen zu sehen, was damit zu tun haben kann, dass sich der Ha'ena Beach zusammen mit seinen Nachbarn über 4 Kilometer Länge erstreckt. Zu den Nachbarn gehört übrigens auch der Tunnels Beach, der durch Bethany Hamilton traurige Berühmtheit erlangt hat, die hier im Jahr 2003 beim Surfen ihren linken Arm an einen Tigerhai verloren hat. Also Augen auf beim Planschen im Meer! Oder lieber gleich Tauchen gehen.

Direkt gegenüber des Strandes, auf der anderen Straßenseite, befindet sich die Maniniholo Dry Cave. Der Legende nach soll Maniniholo der Chef-Fischer der Menehune gewesen sein. Er und seine Kollegen gruben die Höhle auf der Suche nach übernatürlichen Bestien, die "Akua" genannt wurden und die ihre Fische gestohlen hatten, aber sie fanden die Scheißviecher nicht. Dementsprechend ist die 274 m tiefe Höhle auch heute noch leer, aber durchaus eine Investition von 5 bis 10 Minuten kostbarer Lebenszeit wert. Die andere Erklärung für die Entstehung der Höhle ist im Übrigen, dass sie von der Brandung des Meeres ausgewaschen wurde, als der Meeresspiegel noch höher lag. An dieser Theorie habe ich allerdings erhebliche Zweifel.

Um 16 Uhr machen wir uns auf den Rückweg, nicht aber, ohne noch der Hanalei Bay einen Besuch abzustatten. Die Kulisse ist schon schick: Ein 2 Meilen langer Strand schmückt die große Bucht, hinter der sich eine bis zu 1200 m hohe, mit sattgrünen Feuchtwäldern bewachsene Bergkette auftürmt, die einen tollen Kontrast zum türkisblauen Ozean bildet. Ein 170 m langer, nicht sehr ansehnlicher Betonpier führt ins Meer hinein, den die lokale Jugend dazu nutzt, in allen denkbaren Varianten ins Meer zu hüpfen. Wir genießen 20 Minuten lang die Atmo, bevor wir uns wieder in unseren Fiesta setzen, denn einen Programmpunkt haben wir noch: Im nahegelegenen Princeville wollen wir eigentlich Kauais Version von Mauis Olivine Pools besuchen. Das Queen's Bath ist ein natürlicher Swimming Pool, den das Meer in Jahrtausende langer Arbeit ins Lavagestein der Felsküste gekerbt hat. Bei Flut ist der Pool komplett überspült und nicht zu sehen. Als wir an der Stelle ankommen, wo laut unseres Guides der Weg hinunter zur Küste anfängt, ist dort aber nur ein Maschendrahtzaun mit ein paar freundlichen Schildern "No trespassing" und "Trail closed". Da wir leider unsere Drahtschere vergessen haben, ziehen wir unverrichteter Dinge wieder ab und drehen nur eine kleine Runde durch das beschauliche Princeville. Wer weiß, wofür es gut ist; genau wie an den Olivine Pools kommt es auch im Queen's Bath regelmäßig zu tödlichen Unfällen, weil so manch einer die Kraft des Meeres unterschätzt.

Wir fahren schließlich zurück nach Kapa'a, organisieren in Wailua noch schnell unser Programm für morgen und checken dann im Hotel ein. Beim Blick in die großen, hellen, in knalligen Farben daherkommenden Zimmer fühlen wir uns sofort wohl. Hier werden wir es sehr gut eine Woche lang aushalten können! Nachdem wir uns ausgehfein gemacht haben, probieren wir zum Abendessen, was die Frikadellen im nahe gelegenen Streetburger so hergeben. Die Varianten mit dem Blauschimmelkäse sind auf jeden Fall top!

Tag 2: MO, 30.09., Wailua River Kayaking

Wie wir ja schon letzte Woche auf Maui erleben mussten, verlangen bestimmte Hawaii-Aktivitäten eine rechtzeitige Planung und ggf. Anmeldung (siehe Sonnenaufgang Haleakalā). Dazu gehört auch ein Hubschrauberrundflug über Kauai. Die Anbieter sind zwar genauso zahlreich wie die Touris, die das erleben möchten, allerdings kommt für uns nur einer infrage: Nur Jack Harter Helicopters bietet Flüge mit der "Doors off"-Variante an, also Flüge mit abmontierten Türen. Freunde haben mir diese Variante wärmstens empfohlen, weil man besser sehen und besser fotografieren kann (mehr Bewegungsfreiheit für Kopf und Kamera, keine Reflexionen durch die Scheiben). Außerdem ist es natürlich ein deutlich intensiveres Gefühl, den Kopf auch mal nach draußen in den Wind zu hängen und sich den Regen ins Gesicht klatschen zu lassen.

Im Anschluss ans Frühstück fahren wir also zuerst nach Lihue, um bei Jack Harter persönlich vorzusprechen. Nachdem die Gewichtskontrolle ergeben hat, dass wir zusammen fliegen können (zulässiges Gesamtgewicht 400 lbs = 181 kg, um die Flugfähigkeit des Fluggeräts zu gewährleisten), bucht uns die freundliche Dame schon für übermorgen ein. Man kann halt auch mal Glück haben. Preislich sind wir für die 60 Minuten Spaß mit 340 $ am Start. Nein, Hawaii ist kein Schnäppchen­urlaub.

Von Jack Harter geht es zurück nach Wailua, genauer gesagt zur Mündung des Wailua Rivers in den Pazifischen Ozean. Hier hat Wailua Kayak & Canoe seine Basis, wo wir uns gestern Abend noch 2 Kayaks für heute gemietet haben, um damit den Wailua River hinaufzufahren. Es werden auch Gruppentouren mit Guide angeboten, aber wir haben keine Lust, in einer Horde von 1 bis X Dutzend Kayaks unterwegs zu sein, sondern paddeln lieber entspannt zu zweit unser eigenes Süppchen. Auch den in der Tour enthaltenen Spaziergang durch den Dschungel und das betreute Baden unter einem Wasserfall (endlich wieder!), kriegen wir auch alleine hin. Einziger Nachteil: Wir haben dann natürlich niemanden, der uns die ganze Zeit mit allerlei wissenswerten Informationen über die Natur, durch die wir stapfen, zutextet. Finde ich persönlich seit der Erfindung des Internets und Wikipedias nicht mehr so schlimm, auch wenn da meistens nicht all das steht, was man von guten, lokalen Guides vermittelt bekommt. Sei's drum. Wie sehr wir unseren Triathlon aus Paddeln, Wandern, Baden genossen haben, entnehme man der folgenden Bilderstrecke.

Nach 5 Stunden unterwegs (2 Stunden Paddeln, 2 Stunden Wandern, 1 Stunde Baden) sind wir um 16:30 Uhr zurück an der Basis und eine halbe Stunde später zurück im Hotel. Es bleiben noch knapp 2 Stunden Tageslicht, um sich am Strand vom Stress des Tages zu erholen. Das Abendessen gibt es heute im Lava Lava Beach Club, was nichts anderes ist, als das dem Hotel angeschlossene Café und Restaurant. Qualitativ ist das Essen gut, liegt preislich aber nochmal über dem, was man in den umliegenden Restaurants bezahlt. Spielt nach den Aktivitäten der letzten 8 Tage und dem, was noch vor uns liegt, aber auch keine Rolle mehr. Falls es noch nicht klar geworden ist: Sparfüchse haben es auf Hawaii schwer.

Tag 3: DI, 01.10., Waimea Canyon und Polihale Beach

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen von Kauais Westküste. Um die zu erreichen, muss man erstmal über den Kaumuali'i Highway (HI 50) zur Südküste runter, wobei sich nach 35 Minuten Fahrt ein kurzer Stop am Hanapepe Valley Lookout anbietet, um schon mal einen Vorgeschmack auf die Canyon-lastige Landschaft zu bekommen, die den Westen Kauais besiedelt. In Waimea biegen wir ab auf die 550, besser bekannt als "Waimea Canyon Drive", und kurbeln uns den Berg hinauf. Zur Linken überblickt man die Weite des Pazifischen Ozeans, nur unterbrochen durch die "Verbotene Insel" Ni'ihau, die westlichste und mit 180 km² Fläche zweitkleinste der 8 Hauptinseln Hawaiis. Zur Rechten durchschneidet der Waimea River die Landschaft und hat in Jahrtausenden harter Arbeit (und mit Unterstützung eines Vulkaneinsturzes, der die Insel fast in zwei Teile gespalten hätte) eine 22 km lange, bis zu 1,6 km breite und 1097 m tiefe Schlucht aus den roten Felsen herausgewaschen, die auch als der "Grand Canyon des Pazifik" bezeichnet wird. Eine fabulöse Aussicht in und über diese Schlucht hat man von verschiedenen Aussichtspunkten entlang des Weges, von denen der Kehala Lookout und vor allem der Waimea Canyon Lookout hervorzuheben sind.

Nachdem uns der Blick in den Canyon lange genug weggeflasht hat, fahren wir weiter und erreichen alsbald den Kōke'e State Park, der ein wahres Paradies für Naturliebhaber und Wanderfreunde ist, was sowieso für ganz Kauai gilt. Ich glaube, man könnte vier Wochen lang über die Insel wandern, ohne dass einem langweilig wird, und hätte immer noch nicht alle Wege begangen. Wir wollen auch ein bisschen laufen und haben uns dafür den Pihea Trail ausgeguckt, der am Ende der Straße startet. Vorher machen wir noch einen Abstecher zum Kalalau Lookout. Der Blick von hier auf die Nā Pali Coast ist etwas eingeschränkt, lässt aber schon erahnen, dass die Szenerie aus der Luft und vom Ozean aus ziemlich brillant sein muss. Einen deutlich besseren Blick hat man vom Pu'u O Kila Lookout, an dem auch besagter Trail startet. Leider verhüllen aber dunkle Wolken die Berggipfel, sodass wir beschließen, erstmal loszuwandern und darauf zu hoffen, dass auf dem Rückweg vielleicht nochmal die Sonne rauskommt.

Erstmal kommt aber die Nässe raus; wir sind 20 Minuten unterwegs, als der Himmel seine Schleusen öffnet und den lehmigen Boden in eine glitschige, matschige Pampe verwandelt, in der wir bei fehlender Umgehungsmöglichkeit knöcheltief versinken. Damit muss man an einem der nassesten Orte des Planeten natürlich rechnen; der Mt. Wai'ale'ale, der auch den Waimea River speist, wird mit 12.000 mm Niederschlag pro Jahr sogar oft als nassester Ort auf Erden genannt. Kann man bei dem Namen auch erwarten, "Wai'ale'ale" bedeutet "überlaufendes Wasser". Wir stapfen noch 10 Minuten weiter durch den strömenden Regen, als uns ein Pärchen entgegenkommt und meint, dass wir in spätestens 15 Minuten nicht mehr weiterkommen, der Weg sei unpassierbar. Diesen Hinweis nehmen wir als willkommene Ausrede, um unseren Spaziergang abzubrechen und umzudrehen. Ja, Schuld ist natürlich nicht das Wetter, sondern nur die falsche Kleidung, aber das ist letztlich auch egal. Nach einer guten Stunde sind wir zurück am Pu'u O Kila Lookout und als hätte jemand einen Schalter Kalalau Valley vom Pu'u O Kila Lookout umgelegt, hört der Regen auf. Nach 10 Minuten Warten hat die Sonne fast alle Wolken vertrieben und gibt den Blick frei auf zerklüftete, sattgrüne Berghänge, die einen malerischen Kontrast zum Tiefblau des Pazifiks bilden. Einfach paradiesisch, ich freue mich jetzt wie Bolle auf den morgigen Hubschrauberflug.

Um Viertel vor drei setzen wir uns wieder ins Auto und begeben uns auf den Rückweg, nicht ohne noch dem Kōke'e Museum einen Besuch abzustatten. Die augestellten Exponate liefern Einblicke in die Geschichte und Geografie der Region, Geografie, Flora, einheimische Vögel, Wanderwege und warum es mitten im Alakai-Sumpf alte Telefonmasten gibt. Ein interessanter Abstecher, für den 30-60 Minuten absolut ausreichend sind.

Nach dem Museumsbesuch lacht die Sonne immer noch vom nur leicht bewölkten Himmel herab, sodass wir beschließen, nochmal am Waimea Canyon Lookout vorbeizuschauen. Das ist eine hervorragende Idee, denn im Gegensatz zum Vormittag haben wir die Sonne jetzt im Rücken, sodass die Wände der Schlucht voll beschienen werden und all die verschiedenen, mit grünen Sprenkeln versetzten Rot-Töne bestens zur Geltung kommen. Die haben dem Waimea River auch ihren Namen gegeben: "Waimea" bedeutet "Rötliches Wasser".

Um 16 Uhr sagen wir dem Waimea Canyon Lebewohl und fahren zurück nach Waimea an die Südküste, um uns von da auf den Weg zum Polihale Beach zu machen. Den erreicht man nur über die Lower Saki Mana Rd, eine üble, wellige, mit Rippen und tiefen Furchen durchzogene Schotterpiste, auf der es mit einem normalen PkW ziemlich mühselig zu fahren ist. Fast 30 Minuten brauchen wir für den 6 km langen Schotterabschnitt, der an den Dünen des Polihale Beach endet. Wir haben Glück, dass die Piste wegen des sonnigen Wetters bretthart und mit normalem PkW überhaupt befahrbar ist. Bei Regen würde ich den Abschnitt nicht wagen, vermutlich versinkt man da ohne Allrad im Schlamm. Und da der Mietwagenverleiher davon nichts wissen darf, würde ich das nicht riskieren.

Der Polihale Beach ist vor allem für eins gut: In der Sonne liegen und die Ruhe und Natur genießen. Man hat gute Chancen, dass man auf dem fast 5 km langen Strand kaum eine Menschenseele zu Gesicht bekommt. Wir sehen noch 2, ansonsten ist der Strand menschenleer. Da ich es nicht so mit faul in der Sonne liegen habe, wage ich mich zu einem kleinen Badeausflug in den Ozean. Ich merke aber schnell, dass die Warnungen bzgl. starker Strömungen nicht übertrieben sind: Die treiben mich mit beachtlicher Geschwindigkeit parallel am Ufer entlang. Gefährlich wird es vor allem dann, wenn man in eine der auch hier häufig auftretenden Rippströmungen gerät, die einen vom Ufer wegtreiben. Das ist heute zum Glück nicht in dem Maße der Fall, dass ich Probleme habe, aus dem Wasser zu kommen. Ich habe nur Probleme, ohne Prellungen und Schürfwunden aus dem Wasser zu kommen, denn der Meeresboden besteht an einigen Stellen nicht aus Sand, sondern aus scharfkantigem Felsgestein, über dem man ein Spielball der Brandung ist, wenn sie einem vorher die Beine weggezogen hat. Lange Rede kurzer Sinn: Der Polihale Beach ist super zum Entschleunigen und Campen. Für einen entspannten Bade-Plansch-Spaß sucht man sich aber besser einen anderen Strand.

Wir bleiben noch bis zum Sonnenuntergang und machen uns um Viertel vor sieben auf den Rückweg, nachdem die Sonne über dem Pazfik untergegangen ist. Eineinhalb Stunden netto dauert die Fahrt zurück nach Kapa'a, wobei wir doppelt so lange brauchen, da wir uns noch in irgendeinem Restaurant entlang des Wegesrands zwischen Hanapepe und Lihue verpflegen, um am Ende des Tages ohne Loch im Bauch am Kopfkissen zu horchen.

Tag 4: MI, 02.10., Wailua, South Shore und Hubschrauberflug

Da wir erst am frühen Nachmittag in die Luft gehen, haben wir Zeit, uns ein bisschen in der näheren Umgebung umzusehen, wobei auf einer Insel, die man in 2 Stunden und 40 Minuten fast einmal umrunden kann, eigentlich keine Umgebung so richtig weit weg ist. Wir starten am Holoholoku Heiau, dem vermutlich ältesten Tempel auf Kaui. Manche Archäologen nehmen an, dass er vorwiegend zur Darreichung von Menschenopfern an den Kriegsgott Ku genutzt wurde, der ihnen zum Sieg bei der nächsten Schlacht verhelfen sollte. Gab es gerade keine Kriegsgefangenen, wurde aber auch schon mal ein unglückseliger Dorfbewohner im Schlaf ermordet. Ich bin ja der Meinung, man hätte besser Hühner genommen. Die Geschichte des Tempels ist weitaus spannender als der Tempel selbst, von dem nur noch die Grundmauern übrig sind, seit die Frau des letzten Herrschers von Kauai ihn für die Schweinezucht missbraucht hat. Da das erst 200 Jahre her ist, war noch keine Zeit für eine Restaurierung.

Ein paar Meter weiter die Straße runter gelangt man zum 'Opaeka'a Falls View, von dem aus man einen Blick auf den gleichnamigen Wasserfall werfen kann. Der ist aber so weit weg, dass er aus der Entfernung nur als dünnes Rinnsal daher kommt – nicht der Rede wert, ich mache nicht mal ein Foto. Von der anderen Straßenseite aus blickt man auf eine Schleife des Wailua River, die den meisten Schleifen der Mosel nicht das Wasser reichen kann. Kann man also getrost auslassen den Stopp, wobei es auch nicht weh tut, mal für 5 Minuten aus dem Auto zu hüpfen.

Da wir lange keine Wasserfälle mehr hatten, heißt der nächste Stopp "Wailua Falls", den man über die 583 hinter Lihue erreicht. Die Straße endet am Wasserfall in einem Wendehammer, der von zwei Dutzend Autos zugeparkt ist. Ganz schöner Auflauf für einen Zwillings-Wasserfall, für den man erst auf eine Betonmauer klettern muss, um überhaupt einen Blick auf ihn erhaschen zu können. Bis 2006 konnte man auch runter zum See, in den er sich ergießt, aber dann haben die Bürokraten das verboten und ihn damit auch ein gutes Stück uninteressant gemacht.

Weiter geht die Reise zur Südküste. Hinter Meilenstein 6 zweigt HI 520 (Maluhia Road) nach Koloa vom Kaumuali'i Highway ab. Unmittelbar nach dem Abzweig befindet man sich auf einem Straßenabschnitt, der auch als "Tree Tunnel" bezeichnet wird. Und tatsächlich formen die um 1900 entlang der Straße gepflanzten 500 Eukalyptusbäume einen natürlichen Tunnel, vor allem am Anfang. Je näher man Koloa kommt, desto weniger überschneiden sich die Äste über der Straße.

Wir lassen Koloa erstmal links liegen und fahren direkt runter zur Küste nach Poipu. Nachdem Oahu und Maui ja nicht so mit Blowholes glänzen konnten, prüfen wir mal, was Kauai diesbezüglich zu bieten hat. Westlich von Poipu, an der Lawai Rd, liegt das "Spouting Horn", säuberlich eingearbeitet in das schwarze Lavagestein. Wahrscheinlich sind wir mal wieder zur falschen Tageszeit da, denn die Wasserfontänchen sind mal wieder bemitleidenswert und etwa 12 Meter 50 entfernt von den 15 Metern, die sie angeblich erreichen können. Immerhin können wir aber gut das Brüllen der Spouting Hörnchen riesigen Eidechse hören, die der Legende nach von einem Jungen namens Liko in den Lavaschlot gelockt wurde, sodass sie dort stecken blieb und bis zum heutigen Tag ihren Unmut darüber kundtut. Die unromantische Erklärung für das Keuchen und Stöhnen ist ein weiteres Loch in der Lava, durch das nur Luft gedrückt wird.

Wir diskutieren kurz einen Besuch des gegenüberliegenden Botanischen Gartens, der ein ziemlich beeindruckendes Portfolio an Pflanzen und tropischen Vögeln beheimaten soll, entscheiden uns aber schließlich dagegen. Wir haben keine 3 Stunden Zeit, die es braucht, und für eine Stunde wollen wir keine 30 $ Eintritt hinlegen. Stattdessen fahren wir in die historische Altstadt von Koloa, wo 1835 die erste Zuckerrohrmühle auf ganz Hawaii in Betrieb genommen wurde. Heute Mächtiger Regenbaum (Monkeypod Tree) in Koloa Old Town befinden sich Geschäfte und Cafés in den alten Plantagengebäuden und laden zu Kaffee und Kuchen oder einem Shaved Ice ein. Mehr als eine Stunde benötigt man nicht für einen Spaziergang durch das heimelige Örtchen – ein perfekter Stopp für die Mittagspause.

Um 13:15 Uhr schlagen wir bei Jack Harter für das Highlight des Tages auf. Wir haben Glück, das Wetter spielt einigermaßen mit, was sich allerdings auf Kauai auch innerhalb kürzester Zeit ändern kann. Per Pick-Up geht es zum Heliport des Flughafens Lihue wo wir nach kurzer Einweisung zu viert die MD Hughes 500 entern. Die nächsten 60 Minuten gehören zu meinen brillantesten Überwassererlebnissen ever. Schon nach kurzer Zeit hat man sich an das Rütteln und Vibrieren des Fluggeräts, den Lärm der Maschine und das Pfeifen des Windes in den Ohren, das sogar meinen Tinnitus überdeckt, gewöhnt. Die Flugroute führt zunächst kurz entlang der Küste nach Süden und dann nach Westen über die Berge, wo uns der leichte Regen ins Gesicht klatscht. Wir überfliegen den Waimea Canyon (stunning!) und erreichen am Miloli'I Beach die Nā Pali Coast, deren Anblick aus der Luft unfassbar genial und nicht in Worte zu fassen ist. Spätestens hier macht sich die "Doors Off"-Variante bezahlt, denn so kann man die Kamera aus dem Fluggerät halten, um nicht den halben Rumpf auf dem Bild zu haben. Weitwinkel einpacken! Der Flug geht weiter entlang der Küste nach Nordosten bis zum Lumaha'i Beach und von da aus nach Südosten über die Berge zurück nach Lihue. Ich für meinen Teil bin vollkommen geflasht; jeder Penny für dieses leider viel zu kurze Erlebnis hat sich gelohnt. Das letzte Mal, dass ich mich so gefühlt habe, ist sechs Jahre her, damals waren die Cenoten Yucatáns Schuld.

Um 15:30 Uhr ist unser Tagwerk getan und da man aufhören soll, wenn es am schönsten ist, haben wir auch keine weiteren Pläne außer Einkaufen im Safeways in Kapa'a und Herumlümmeln am Hotelstrand, wobei ich diese großartige Show von vorhin noch mehrmals vor meinem geistigen Auge durchfliege.

Tag 5: DO, 03.10., Nounou Trail

Direkt hinter unserer Haustür schläft ein freundlicher Riese namens Nounou. Der Legende nach tut er das, seit die lokale Bevölkerung ihm zu Ehren ein großes Fest gefeiert hat, bei dem er ein bisschen zu viel gegessen und sich zu einem Verdauungsschläfchen hingelegt hat, aus dem er bis heute nicht erwacht ist. Dass das noch passiert, darf bezweifelt werden. So kann man heute ungestraft auf ihm herumtrampeln und von seiner Nase oder seinem Kinn aus den Blick auf Kauai genießen.

Das ist auch unser Plan für heute, es ist Wandertag. Eigentlich besteht der Nounou Mountain Trail aus drei verschiedenen Wegen, die sich auf dem Berg treffen und schließlich auf den Gipfel des 300 m hohen Bergrückens führen. Der östliche Weg soll der schönste sein und die besten Ausblicke bieten, weswegen wir uns für ihn entschließen. Um Viertel nach acht starten wir auf der Haleilio Road in Wailua am Fuße des Berges. Der Weg ist nicht sehr steil und größtenteils gut zu begehen, sieht man von ein paar Schlammpassagen ab, die der letzte Regen hinterlassen hat. Wir passieren mehrere Aussichtspunkte, von denen aus wir tatsächlich tolle Ausblicke über Kauai genießen können. Nach 2,5 km erreichen wir eine Picknickstelle, hinter der der Weg ein wenig schwieriger wird. Man muss eine kleine Felswand hochklettern, um auch noch die letzten paar Meter bis zum Ende gehen zu können, an dem man mit einem Panoramablick über die Insel belohnt wird. Ganz Wagemutige können auch noch auf das Kinn des Riesen klettern, von dem aus man den unschlagbar besten Blick über die Landschaft hat. Die Betonung liegt auf "klettern": Es führt kein Weg dahin und rechts und links geht es fast senkrecht in die Tiefe. Ein falscher Schritt und man ist Geschichte, da hilft auch die beste Versicherung nichts mehr. Mir ist das Risiko am Ende zu hoch und so kehre ich 20 m vor dem Kinn um.

Da wir nach dem gestrigen faulen Nachmittag noch ein bisschen Energie haben, beschließen wir, nicht den gleichen Weg zurückzugehen, sondern auf der anderen Seite des Berges zur Kuamo'o Road abzusteigen. Der Weg ist hier etwas steiler als auf der Ostseite und führt durch einen Wald aus Hainbuchen, Guaven und Silbereichen, der den gesamten Riesen zudeckt und teils so dicht ist, dass wir schon wieder durch einen Baumtunnel laufen. Es gibt auch einen schönen Aussichtspunkt, aber diesbezüglich ist der östliche Weg tatsächlich besser.

Um 11:45 Uhr, also nach 3 1/2 Stunden unterwegs, kommen wir an der Kuamo'o Road im Örtchen Wailua Homestead an. Wir hoffen auf die Existenz eines Restaurants, Cafés oder Tante-Emma-Ladens, um unsere zur Neige gehenden Wasservorräte aufzufüllen, denn wir müssen den ganzen Weg ja wieder zurück. Aber in diesem Dreckskaff gibt es nichts außer Wohnhäuser. Heißt, man sollte genug Wasser einpacken, wenn man die Extra-Meilen gehen will. Unverrichteter Dinge machen wir uns also auf den Rückweg, vorne wieder rauf auf den Berg, hinten wieder runter, und kommen nach zweieinhalbstündigem Rückmarsch wieder am Parkplatz auf der Haleilio Road an, wo der Fiesta noch auf uns wartet. Insgesamt war es eine tolle, sechsstündige Wanderung, die ich wärmstens empfehlen kann.

Es dauert bis 16 Uhr, die Matsche vom Körper zu duschen und die Schuhe wieder halbwegs einsatzfähig zu machen. Für weitere Programmpunkte fehlt uns jetzt die Energie, sodass wir die zweieinhalb Stunden bis Sonnenuntergang genauso verbringen wie gestern: mit Extreme Relaxing am Strand und auf der Terrasse des "Lava Lava Beach Clubs".

Tag 6: FR, 04.10., Strandtag Kapa'a

Wir sind des täglichen Programms etwas müde und legen unseren obligatorischen Gammeltag ein; einen pro Insel gönnen wir uns. Auf der Hotelwiese werfen wir ein paar Säckchen in dafür vorgesehen Löcher, bessern am Strand den Teint etwas auf, planschen zur Erfrischung im Pazifik, genehmigen uns bei Imua Coffee Roasters Kaffee und Kuchen und schauen im nahegelegenen Coconut Marketplace an den zahlreichen Verkaufsständen nach mehr oder weniger kitschigen Souvenirs, Klamotten und Gesellschaft für Emma und Spot. Kann man mal für einen Tag so machen.

Tag 7: SA, 05.10., Na Pali Catamaran

An unserem letzten Tag wollen wir uns nochmal aufs Wasser begeben und haben uns zu diesem Zweck zum Preis von 250 $ bei Na Pali Catamaran zu einer Halbtagestour angemeldet. Die sitzen in Hanalei an der North Shore nahe dem Ching Young Village Shopping Center, auf dessen Parkplatz wir gegen 10:30 Uhr unser Auto abstellen und anschließend die gestrige Souvenirsuche fortsetzen – mit beschränktem Erfolg, was nicht so schlimm ist, da ich ja eh schon mit rappelvoller Tasche hergeflogen bin und in ihr außer einem zusammenknüllbaren Stofftier sowieso nichts mehr unterkriege. Um 12 Uhr checken wir im Office ein und werden kurze Zeit später per Pick-up zum Strand verfrachtet, den wir ja schon von Tag 1 kennen. Dort wartet im seichten Wasser der Mündung des Hanalei Rivers der Katamaran auf uns, mit dem wir in den folgenden 3 Stunden mit 20 anderen Gästen und einem Guide, der allerhand Wissenswertes erzählt, die Nā Pali Coast rauf bis etwa zum Miloli'I Beach und dann wieder runter schippern. Die Szenerie ist natürlich wieder endgeil, wenn auch nicht ganz so beeindruckend wie aus dem Hubschrauber. Kann natürlich auch am Gewöhnungseffekt liegen. Es ist aber auf alle Fälle eine empfehlenswerte Bötchenfahrt, vor allem, wenn man sich nicht in einen Hubschrauber traut. Denn leider haben die kommerziellen Helikopter-Touren nicht die beste Sicherheitsstatistik: Ein oder zwei Hubschrauber verunglücken im Schnitt pro Jahr. Seit 1984 gab es 54 Abstürze mit insgesamt 57 Toten.

Wir haben zum Glück sowohl den Hubschrauberflug als auch den Bootsausflug unbeschadet überstanden und feiern am Abend die gelungenen Tage auf Kauai nochmal mit einem schmackhaften Burger und nicht weniger schmackhaftem lokalen Brauwerk bei Streetburgers. Sollte ich je nach Hawaii zurückkommen, steht die grünste Insel des hawaiianischen Archipels mit Sicherheit wieder auf der Liste. Es gibt da noch so einige Trails, die begangen werden wollen.

Tag 8: SO, 06.10., Transfer Big Island

Zum Abschluss folgt das übliche Spiel: Aufstehen um 5 Uhr morgens und ab zum Flughafen, wo wir den Wagen genauso unkompliziert zurückgeben, wie schon auf Maui und Oahu. Um 07:32 Uhr hebt die Boeing 717 mit Flugnummer HA 134 ab Richtung Honolulu, von wo aus wir nach kurzem Zwischenstopp weiterfliegen zu unserer letzten Etappe: Big Island ruft.

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