Wai'anapanapa Beach, Maui, Hawaii

Inselhüpfen Hawaii, Teil 2: Maui

September 2019

Die Piloten der Boeing 717 drehen netterweise eine komplette Runde um die Insel, bevor sie morgens um Viertel nach acht zur Landung auf dem Flughafen von Kahului im Norden Mauis ansetzen. So bekommen wir schon mal einen guten Eindruck über die Topografie der "Valley Isle": Im Prinzip besteht Maui aus den beiden Vulkanen Haleakalā, der fast den gesamten Osten einnimmt, und dem kleineren Mauna Kahālāwai im Nordwesten. Dazwischen liegt ein nur einige Kilometer breiter, flacher Sattel, der die Orte im Norden mit den Tourismuszentren Kihei und Lahaina an der West- bzw. Südwestküste vebindet.

Nach der Gepäckausgabe ist Geduld gefragt: Der Shuttle von Sixt lässt auf sich warten. Eine geschlagene Dreiviertelstunde stehen wir an der Haltestelle herum, bis wir endlich eingesammelt werden und kurze Zeit später unser formschönes Ford Mustang Cabrio in Empfang nehmen können. Man gönnt sich ja sonst nichts, aber die Road to Hāna wollen wir auf jeden Fall offen fahren. Dafür zahlen wir dann auch gerne die 20 EUR extra pro Tag im Vergleich zu einem Wagen der Kompaktklasse.

Tag 1: MO, 23.09., Kihei und Hoapili Trail

Unsere erste Fahrt führt zur riesigen Maui Mall, weil es in irgendeinem Blog hieß, da gäbe es eine Gepäckaufbewahrung. Die Information erweist sich als Ente oder ist zumindest nicht mehr aktuell. So bleibt uns nichts anderes übrig, als das Gepäck erstmal in unserem Mustang durch die Gegend zu fahren, dessen Kofferraum sich als voluminöser erweist als gedacht. Mit ein bisschen Stopfen kriegt man 2 Koffer und 2x Handgepäck inkl. meines 12-kg-Foto-Rucksacks darin unter, sodass zumindest nichts offen auf dem Rücksitz herumliegt.

Keine 15 Minuten dauert die Fahrt nach Kihei, wo wir uns via Airbnb in einem Zimmer in der Wohnung von Maddie eingebucht haben. Kihei bietet sich als Basis an, weil es zentral liegt und die meisten Ziele auf der Insel relativ gut erreicht werden können. Dazu kommt die Möglichkeit, alles an Wassersportaktivitäten zu buchen, was man sich nur vorstellen kann, sowie ein ausgedehnter Sandstrand, der zum Sonnenbaden oder Herumschlendern einlädt. Letzteres tun wir dann auch und schlagen so die 2 Stunden tot, bis wir mittags bei Maddie einchecken können.

Gegen 13 Uhr machen wir uns auf zu unserer ersten Aktivität: Wandern auf dem am Südwestende Mauis gelegenen Hoapili Trail. Der Weg führt über 3 km vom Ende der Makena Rd zum Kanaio Beach durch Lavafelder mit scharfkantigem Lavagestein. Man braucht auf jeden Fall feste Schuhe; mit Joggingschuhen oder gar Flipflops hat man nach wenigen hundert Metern schon keinen Spaß mehr!

Der Weg führt zunächst an der Küste entlang vorbei an einem Blowhole namens "May's Trumpets" bis zu einem namenlosen Strand, an dem sich der Weg teilt. Von hier sind es 2 km bis zum Kanaio Beach. Nach Dreiviertel des Weges wird uns die Latscherei auf dem Hauptweg zu öde und wir biegen rechts ab, um querfeldein den Keawanaku Beach zu erreichen. Wahrscheinlich wäre es sinnvoll gewesen, solange mit dem Abbiegen zu warten, bis man den Strand auch vom Weg aus gesehen hätte. Aber sinnvoll kann jeder und so stehen wir schließlich an einer Steilküste ohne Strand weit und breit. Vermutlich zu früh abgebogen. Also tapern wir weiter querfeldein über das Lavagestein die Küste entlang zurück nach Westen, bis wir das Cape Hanamanioa erreichen. Hier erwartet ein farbenfroher Strand den Besucher, sofern man Schwarz und Weiß als "farbenfroh" bezeichnen möchte. Verziert ist er mit 2 kleinen Seen, deren Wasser in azurblau und smaragdgrün schimmert. Schon schön! Wir klettern weiter bis zur Leuchtbake, die des Nachts die Schiffe vor dem Kap warnt. Ab hier gibt es wieder einen Weg, dem wir dann zurück zum Ausgangspunkt folgen. Fazit: Fast 3 1/2 Stunden für gut 6 km Strecke und viel, viel Lavagestein. Ich fand's super, aber angenehm zu gehen ist der Trail sicherlich nicht unbedingt.

Nachdem wir uns bereit für die Zivilisation gemacht und den Lavastaub vom Körper geduscht haben, erkunden wir, wo man in Kihei am besten essen gehen kann. Dazu gibt es entlang der Uferstraße "South Kihei Rd" und den angrenzenden Seitenstraßen reichlich Möglichkeiten. Wir starten unsere Versuche in "Three's Bar & Grill", wo wir nach 15-minütiger Wartezeit einen Tisch bekommen. Der Laden bietet eine Mischung aus einheimischer, texanischer und coloradoischer Küche, was den Herkunftsorten der drei Köche geschuldet ist. Wir sind mit unserem Versuch jedenfalls sehr zufrieden, das Essen ist schmackhaft, die Preise zivil und das Bier kalt. Nach kurzem Verdauungsspaziergang an der Strand­promenade begeben wir uns in die Koje, um Kraft für morgen zu sammeln.

Tag 2: DI, 24.09., West Maui

Der heutige Tag ist der Erkundung der Westseite Mauis gewidmet, die von dem Schildvulkan Mauna Kahālāwai in Beschlag genommen wird, der manchmal auch unter dem Begriff West Maui Mountains firmiert. Rund um den Berg führen – immer am Meer entlang – der Honoapi'ilani Highway, der Dreiviertel des Weges ausmacht, und der deutlich schlechter ausgebaute Kahekili Highway im Nordosten. Wir planen, eine vollständige West-Maui-Umrundung zu absolvieren und dabei an den von unserem Revealed Guide empfohlenen Stellen Sightseeing-Stopps einzulegen.

Der erste davon ist um kurz vor 11 der "Papawai Scenic Lookout". Zur richtigen Saison lassen sich von hier aus die vor Hawaii vorbeiziehenden Buckelwale beobachten. Jetzt sind "nur" viel blaues Meer, die Inseln Kaho'olawe und Lanai, und ein formschönes Automobil zu sehen.

Weiter geht's nach Lāhainā, dem Haupt-Tourismus-Ort im Westen, der aber mit seinen zahlreichen historischen Gebäuden viel mehr Charme versprüht als das sterile Kihei. Wir parken unser Pferd für kleines Geld auf dem Parkplatz des "Lāhainā Center"-Einkaufszentrum an der Waine'e Street und erkunden den Ort per pedes. Details entnehme man der folgenden Fotostory.

Nachtrag: Im August 2023 wurde Lāhainā bei verheerenden Waldbränden fast vollständig zerstört. Die meisten historischen Gebäude existieren nicht mehr. Immerhin hat die Bengalische Feige das Feuer überlebt und erholt sich allmählich.

Nach 2 Stunden in Lahaina setzen wir unsere Fahrt gen Norden fort. Der nächste Stopp ist am Strand von Kapalua, der ebenfalls ein beliebter Touri-Hotspot ist. Der Strand liegt an einer geschützten Bucht, die geradezu nach Erkundung mit ABC-Ausrüstung schreit. Das Schnorcheln im klaren Wasser enttäuscht nicht und ist deutlich besser als an den Stränden Waikikis.

Nach 1 1/2 Stunden setzen wir uns wieder in unseren Mustang und fahren ein paar Minuten zum Makaluapuna Point. Die hier zu sehende Trachyt-Lava ist eine halbe Million Jahre alt und heller und feinkörniger als die meiste Lava auf den hawaiianischen Inseln. Wir investieren 20 Minuten, um uns die vom Spritzwasser der Brandung geformten "Drachenzähne" und das nahe gelegene Gebetslabyrinth zu Gemüte zu führen.

Es ist 16:15 Uhr, als wir wieder ins Auto steigen und dem Honoapi'ilani Highway (HI 30) weiter folgen, aus dem kurz vor seinem nördlichsten Punkt der Kahekili Highway (HI 340) wird. Nächster Stopp ist das Nakelele Blowhole, das heute sogar noch erbärmlicher bläst als das Halona Blowhole vor ein paar Tagen auf Oahu – also gar nicht. Also nichts wie weiter, denn das Tageslicht geht bald zur Neige. Unser letzter Stopp sind die Olivine Pools. Hierbei handelt es sich um mehrere Gezeitentümpel, die in die Lavafelsen eingebettet sind, gegen die von drei Seiten die Brandung des Ozeans knallt. Von daher muss man etwas vorsichtig sein: Wenn die Brecher über die Felsen in die Tümpel krachen, sollte man tunlichst weg bleiben, um nicht das Schicksal der armen, unvorsichtigen Seelen zu teilen, die hier ums Leben gekommen sind oder schwer verletzt wurden. Wenn man hier in den Ozean gespült wird, stehen die Chancen auf den Gewinn des Darwin Awards gut. Heute ist der Pazifik aber zahm (siehe Nakalele Blowhole), sodass wir es uns für eine halbe Stunde in den Tümpeln gemütlich machen. Nichts los an den Olivine Pools. Außer uns ist niemand da, was vermutlich ausschließlich der fortgeschrittenen Zeit geschuldet ist, denn ein Geheimtipp sind die Olivine Pools schon seit ein paar Jahren nicht mehr. Logisch, denn dann wären wir ja nicht hier.

Um Viertel nach sechs brechen wir auf. Eine Meile hinter den Olivine Pools, bei Kahakuloa, endet die Ausbaustrecke und der Highway wird schmaler. Was wird auf amerikanischen Webseiten doch vor den nun folgenden Kilometern gewarnt: Ja, es ist kurvig, ja, es ist eng und teilweise nur einspurig (mit regelmäßigen Ausweichbuchten). Aber wenn man seinen Führerschein nicht im Lotto gewonnen hat und sich nicht für Michael Schumacher hält, stehen die Überlebenschancen gut. Ich glaube ja, Amis haben hier deswegen so Probleme, weil sie auf ihrem Kontinent so viel Platz haben, große, breite Straßen gewohnt sind, im Wesentlichen geradeaus fahren und die Führerscheinprüfung nicht die härteste auf der nördlichen Hemisphäre ist. Als Europäer sollte man keine Probleme haben, wenn man nicht gerade Fahranfänger ist. Lange Rede, kurzer Sinn: Dieser Abschnitt macht von der ganzen Fahrerei um West Maui herum am meisten Spaß! Auch die Szenerie ist großartig. Vermute ich jedenfalls, denn da die Sonne in tropischen Gefilden ziemlich schnell untergeht, können wir schon ziemlich bald nicht mehr allzu viel Szenerie sehen. Top-Tipp: Wenn man nicht erst um 10:30 Uhr morgens losfährt, hat man abends mehr Zeit! Dann kann man vielleicht sogar noch in Kahakuloa ein Bananenbrot bei "Julia's Best Banana Bread" erstehen – laut unserem Guide das beste auf dem Planeten. Wir können es nicht prüfen, da Julia schon Feierabend hat, als wir bei ihr auftauchen.

Ohne Schwierigkeiten erreichen wir das Ende des Spaßabschnitts und düsen nach Wailuku. Aufgrund des fehlenden Bananenbrots knurrt der Magen, weswegen wir noch in einem einfachen Asia-Restaurant einkehren, das es noch in keinen Reiseführer geschafft hat. Nachdem der Magen beruhigt ist, geht's zurück nach Kihei. Es ist 22 Uhr, als das Ohr so langsam am Kopfkissen lauschen darf. Die frühe Nachtruhe hat ihren Grund.

Tag 3: MI, 25.09., Road to Hāna

Unter all den Highlights Mauis ist die "Road to Hāna" wahrscheinlich das am hellsten strahlende Licht. Vielleicht zusammen mit der Morgendämmerung auf dem Haleakalā. Da die Straße entsprechend beliebt ist, wollen wir nicht wieder, wie gestern, den halben Tag mit Frühstück vertrödeln und setzen uns um 6:15 Uhr in den Mustang, der heute die Chance bekommt, seine Mietkosten zu rechtfertigen. Vielleicht sind wir so dem Hochbetrieb, der zwischen 8:30 Uhr und 9:30 Uhr startet, ein wenig voraus. Über den HI 311 fahren wir zunächst Richtung Kahului – den in der Morgensonne leuchtenden Haleakalā zur Rechten fest im Blick. Da wir ihn heute umrunden wollen, wird sich die Seite auch nicht ändern. Kurz vor dem Flughafen zweigt rechts der Hāna Highway ab, besser bekannt eben als "Road to Hāna". Die ersten Kilometer bis Paia, wo wir uns noch schnell mit Wasser, Wasser, Wasser und ein paar Süßigkeiten eindecken, sind unspektakulär. Irgendwann hinter Paia beginnt der Spaß: Die Straße wird kurviger und windet sich in Schlangenlinien über alte, teils einspurige Steinbrücken durch den üppigen, sattgrünen Feuchtwald, der die Hänge des Haleakalās hier bedeckt, während zur Linken der tiefblaue Pazifik die Blicke auf sich lenkt. Unreal! Nirgends ist der Spruch "Der Weg ist das Ziel" so wahr wie auf der Road to Hāna: Es geht nicht darum, möglichst schnell die 50 Meilen vom Flughafen bis nach Hāna zurückzulegen, was man in 2 Stunden schaffen kann, wenn man es darauf anlegt. Dann verpasst man aber all die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke, von denen der Großteil auf der 2. Hälfte des Weges liegt. Soll heißen: Besser den ganzen Tag einplanen!

Unser erster Stopp sind die Haipua'ena Falls, die mit Wasser vielleicht etwas spannender wären, als sie sich uns präsentiert haben. Angesichts der Pools und Wasserfälle, die noch folgen, kann man sie auch überspringen, ohne was zu verpassen.

Ein paar Kurven weiter parken wir hinter einer Brücke am Wegesrand und stapfen in ein kleines Bachbett hinunter. Von hier sind es etwa 200 m über schlüpfrige Steine, bis man die Punalau Falls erreicht. Da der Start des Weges nicht markiert ist, verirren sich nicht viele Touristen hierher und tatsächlich sind wir auch alleine. Der 41 m hohe Wasserfall gibt schon einiges her und das Planschen in dem klaren Wasser des Pools ist sehr erfrischend.

Nach einer Stunde sitzen wir wieder im Auto und setzen unsere Fahrt fort. Schon jetzt können wir quittieren, dass sich die Kosten für das Cabrio gelohnt haben. Nur so hat man ständig diesen fantastischen Panoramablick. Um 10:30 Uhr stoppen wir am Ke'anae Lookout und halten fest, wie sich das Meer seinen Weg durch die zerklüfteten Lavabrocken am Strand schneidet. Gerne hätten wir das mit einem Bananenbrot in der Hand getan, aber irgendwie scheint der Bananenbrot-Gott uns nicht wohlgesonnen zu sein: Auch "Aunty Sandy's" hat zu. Zum Glück gibt es ein paar Hundert Meter hinter Ke'ana noch das "Halfway to Hāna", so etwas wie die hawaiianische Variante einer Autobahnraststätte. So kommen wir doch noch nach etwas Wartezeit in den Genuss unseres Bananensnacks.

Wir haben die Bananen kaum verdaut, da müssen wir schon wieder raus aus dem Wagen, um vom Wailua Valley Lookout (offiziell: "Wailua Valley State Wayside") einen Blick "mauka" (hawaiianisch für "in Richtung der Berge") in das gleichnamige Tal zu werfen. In die Gegenrichtung blickt man "makai" (in Richtung das Ozeans) auf das Dörfchen Wailua und den Pazifik. Die Aussicht ist nicht super-spektakulär, aber den zehnminütigen Stopp durchaus wert.

Anschließend gibt es wieder Wasserfall-Alarm. Entlang der Road to Hāna kann man sich vor Wasserfällen gar nicht retten. Wahrscheinlich könnte man eine Woche lang damit verbringen, sich nur Wasserfälle anzugucken, wobei einige aber nur über private Wege erreichbar sind, für die man die Erlaubnis des jeweiligen Besitzers braucht. Für jedermann zugänglich sind dagegen die Upper Waikani Falls. Sie erfreuen sich dank ihres natürlichen Swimming Pools und der drei Wasserfälle, die sich parallel in ihn stürzen, großer Beliebtheit. Können wir nachvollziehen! Wir bleiben eine Stunde, bevor wir uns gegen 12:30 Uhr wieder auf den Weg zum Auto machen.

Eine viertel Stunde und viele, viele Kurven später ist kurz hinter Meilenstein 23 ein unscheinbares Loch im Fels. Dies ist der Eingang zu einer exakt 42 (!) Meter langen Lavaröhre, die die unterirdisch fließende Lava vor geraumer Zeit in den Fels geschmolzen hat. Wenn man eine Taschenlampe dabei hat (die am Smartphone reicht auch), lohnt sich eine kleine Höhlenexpedition. Na ja, vielleicht ist das ein etwas großes Wort für einen 10-15-minütigen Spaziergang durch die Unterwelt.

Eine Meile weiter kommt der nächste Wasserfall, diesmal allerdings ohne Pool. Stattdessen stürzen sich die Hānawi Falls praktisch unter der Brücke, die den Hānawi Stream überquert, in die Tiefe, sodass man von der Brücke einen schwindelerregenden Blick nach unten werfen kann. Idealerweise lässt man sich dabei nicht von einem Auto überrollen (Fußweg ist natürlich nicht vorhanden) oder verliert seine Kamera an die Schwerkraft.

Eine weitere Meile weiter wartet mit den Makapipi Falls der nächste Wasserfall, den wir uns aber schenken, da unser Wasserfall-Bedarf langsam gedeckt ist. Stattdessen biegen wir ab und folgen der überaus pittoresken Nahiku Road zum gleichnamigen, direkt am Meer gelegenen Örtchen. Die Vegetation erinnert stark an den Tantalus Drive auf Oahu. Wir parken an der Kirche und spazieren 10 Minuten hinunter zum Meer, wo man am "Nahiku Viewpoint and Wayside" mal wieder den Blick auf Meer, Palmen und Lava genießen kann. Ein großartiger Abstecher, für den man 45–60 Minuten einplanen sollte.

Um 14:30 Uhr cruisen wir zurück zur Hauptstraße und setzen unseren Weg Richtung Hāna fort. Einen Pflichtstopp gibt es noch: Nach einer guten halben Stunde biegen wir ab zum Wai'ānapanapa State Park. Die schroffe Lava-Küste wird verziert von einem "Black Sand Beach", also einem Strand mit schwarzem Sand, und üppiger Feuchtwaldvegetation. Man kommt sich vor, wie mitten in eine Kitsch-Postkarte versetzt. Wir überlegen kurz, uns ins Wasser zu schmeißen, verwerfen die Idee aber, da wir noch ein bisschen Strecke vor uns haben. So belassen wir es bei einem 40-minütigen Spaziergang an der Küste entlang und einem kurzen Besuch des Schwarzsandstrandes.

Von Wai'ānapanapa sind es nur noch 10 Minuten bis Hāna, einem 1200-Einwohner-Dörfchen an der Ostküste Mauis. Der Ort selbst ist ungefähr so spannend wie Folge 1500-schieß-mich-tot der Lindenstraße, wobei ich zugeben muss, dass ich Mitte der 80er in Folge 3 ausgestiegen bin. Wir gönnen uns erstmal eine kleine Pause vor irgendeinem Mini-Mart mit einem kleinen Snack und einem Kaltgetränk, bevor es weitergeht. Leider müssen wir uns etwas sputen und können nicht alles mitnehmen, was es im weiteren Verlauf zwischen Hāna und Kipahulu noch zu sehen gäbe. Wer sich all die Wasserfälle, Badeseen und Strände mit rotem oder weißem Sand anschauen will, dem sei eine Übernachtung in Hāna empfohlen. Anders ist das nicht zu schaffen. Wir haben keine Übernachtung und genießen die Natur einfach vom Auto aus, mit einer Ausnahme: Die Wailua Falls geben wir uns noch. Von der Straße aus führt ein schmaler, steiler, glitschiger Weg zum Wasserfall. Es erfordert jetzt um 16:30 Uhr aufgrund der regen Betriebsamkeit und der unterschiedlichen Geschicklichkeit des Touri-Volkes etwas Geduld, um die etwa 50 m zurückzulegen. Belohnt wird man wieder mit einem Postkartenmotiv, auch wenn die Wailua Falls mit ihren 26 m Fallhöhe sicherlich nicht zu den beeindruckendsten Wasserfällen des Planeten gehören.

Kurz hinter den Wailua Falls gibt es mit dem 'Ohe'o Gulch aka "Seven Sacred Pools" noch ein weiteres Wasserfall-Schwimmloch-Highlight, welches sich größter Beliebtheit erfreut. Ein Vöglein hat uns aber gezwitschert, dass diese Sehenswürdigkeit mal wieder "aus Sicherheitsgründen" gesperrt ist – wie so oft seit einem Unfall im Jahr 2009, der eine Klage und schließlich die Zahlung einer hohen Schadenersatzsumme zur Folge hatte, weil eben nicht überall Warnschilder aufgestellt waren, dass nasse Steine glitschig sind und Springen in zu flaches Wasser zu schweren Verletzungen führen kann. Kann man ja nicht selbst drauf kommen. Amerika, du hast es besser.

Hāna Highway bei Kipahulu Wir lassen also die sieben gesegneten Schwimmbecken (die gar keine sieben sind und erst recht niemals gesegnet wurden) gleich links liegen. Prompt nimmt auch die Betriebsamkeit auf der Straße ab. Die meisten Touris drehen hier um und fahren über den Hāna Highway zurück zu ihrem Ausgangspunkt, da die Straße hinter Kipahulu zu einer einspurigen, schlaglochübersäten Schotterpiste wird, vor deren Befahrung mit Mietwagen abgeraten wird – vor allem von den Mietwagenfirmen. Wir werden sehen. Bevor es so weit ist, legen wir in Kipahulu noch einen Stopp an der Palapala Ho'omau Church ein, auf deren Friedhof sich das Grab des Luftfahrtpioniers und Schwerenöters Charles Lindbergh befindet, der hier 1974 an Lymphdrüsenkrebs starb. Das Grab ist ähnlich schlicht wie die Kirche, aber es gibt mit Sicherheit schlechtere Orte zum Abliegen der Ewigkeit als das tropische Ambiente von Kipahulu.

Hinter Kipahulu wird's dann irgendwann in der Tat etwas rumpelig; spätestens auf dem Piilani Highway ist man mit dem Mustang 10 bis 20 Kilometer lang damit beschäftigt, so gut es geht, um die Schlaglöcher drumrum zu fahren, was allerdings ein etwas aussichtsloses Unterfangen ist. Also fährt man einfach langsam, in Schrittgeschwindigkeit meistert man auch diesen Abschnitt ohne große Probleme und ohne Jeep. Man muss der Mietwagenfirma ja nicht unbedingt auf die Nase binden, wo man unterwegs war. Blöd ist nur, wenn man tatsächlich liegen bleibt, da die Gegend dünn besiedelt und der Mobilfunkempfang etwas löchrig ist.

Pünktlich zum Ende der Schotterpiste (die von der zuständigen Gemeinde Kaupo absichtlich nicht asphaltiert wird, um unliebsame Touris fernzuhalten) fängt es an zu schütten. Die karge Vegetation auf der Südseite des Haleakalā und der wolkenverhangene Himmel lassen einen eher glauben, man sei in Schottland unterwegs – wäre da nicht dieser massive, 3055 m hohe Vulkan, der sich auf der Beifahrerseite auftürmt.

Der Rest des Weges ist nur noch Fahrerei. Am Sun Yat-Sen Park von Keokea kann man das Zuhause fast schon sehen (abgesehen davon, dass es schon dunkel ist). Von hier sind es Luftlinie nur 5 km hinunter nach Wailea und Kihei. Über 20 Jahre lang hat das Maui County Millionen von Dollar ausgegeben, um eine Straße zu planen, die die 50 km Umweg über Kahului überflüssig machen würde. Die Straße gibt es immer noch nicht. Zumindest nicht für die Allgemeinheit. 2010 wurde es Oprah dann zu lästig und sie hat sich ihre eigene private Straße zwischen Wailea und dem Kula Hwy gebaut. Manchmal ist es gut, Oprah zu sein. Sind wir nicht, weswegen wir eine Dreiviertelstunde länger brauchen, bis wir nach einem langen, aber fabulösen Tag wieder in Kihei sind.

Tag 4: DO, 26.09., Kihei

Heute ist Gammeltag ohne Programm. Wir streunen ein bisschen am Strand entlang und erkundigen uns bei Hi-Tech Kihei, einer der lokalen Surf-Schulen, nach Stand-up-Paddling und Surf-Kursen. Die Bedingungen sind aber aktuell schwierig, sodass ich beschließe, es doch mal mit Tauchen zu versuchen. Bei Pro Diver buche ich mich für morgen zum Preis von 120 $ für einen Halbtagestrip nach Molokini ein – Tauchen ist teuer auf allen hawaiianischen Inseln. Für das kulinarische Wohl sorgen mittags die Burger bei Stewz Maui Burgers (ok-ish). Den Zuschlag fürs Abendessen erhält der Paia Fish Market South Side. Das Warten in der Schlange lohnt sich, der Fisch ist frisch und genauso lecker wie die Beilagen; das Ganze zu fairen Preisen. Klare Empfehlung!

Tag 5: FR, 27.09., Molokini und Ziplining

Um 6 Uhr morgens mache ich mich auf zur "Kihei Boat Landing", wo Pro Diver seinen Treffpunkt hat. Wen es interessiert, was man vor Molokini, einer halbmondförmigen Kraterinsel vor Mauis Westküste, so sehen kann und ob sich der Gegenwert von 3 bis 4 Halbtagestouren in Ägypten lohnt, der sei auf die Tauchseiten verwiesen.

Gegen 11 Uhr sind wir wieder am Hafen. Viel Zeit für die Mittagspause bleibt nicht, denn während sich Steffi den ganzen Tag auf einem Surfbrett versucht, fahre ich um 12:30 Uhr hoch nach Waikapu, um mich mit Unterstützung von Flyin Hawaiian an ein Drahtseil zu hängen. Mein letztes Ziplining datiert aus dem Jahr 2005, wo ich in Südafrikas Storms River mal von Baum zu Baum geschlittert bin. Nach der Einkleidung geht es mit einem geländegängigen Gefährt namens ATV ("All-Terrain-Vehicle") die Hänge der West Maui Mountains hinauf. Nach ausführlicher Einweisung starten wir mit einer "Warm-up-Line" von 75 m Länge und arbeiten uns bis zur längsten Line vor, auf der man mehr als einen Kilometer quasi in einem Rutsch überwindet. Insgesamt gibt es 8 Lines mit einer Gesamtlänge von 4 Kilometern und klasse Ausblicken über das Waikapu Valley und den Pazifik. Ein sehr vergnüglicher Spaß für alle, die keine Höhenangst, 3 bis 4 Stunden Zeit, und 230 $ Kleingeld im Portemonnaie haben.

Tag 6: SA, 28.09., Haleakalā und Iao Valley

Die Zeit fliegt, unser letzter Tag auf Maui bricht an. Eigentlich wollten wir den Sonnenaufgang am Haleakalā erleben, neben der Road to Hāna DAS Touri-Must-Do auf Maui. Um ausufernde Menschenmassen zu vermeiden, muss man hierfür im Vorfeld bei der Nationalparkverwaltung eine Reservierung erstehen. Dummerweise habe ich das im Vorfeld vergessen und auch jegliche Versuche in den letzten Tagen, noch einen Restplatz zu ergattern, sind fehlgeschlagen. So fällt für uns der Sonnenaufgang leider flach. Danach kommt man zum Preis von 30 $ pro Fahrzeug auch ohne Voranmeldung in den Park.

Also machen wir uns um 7:30 Uhr auf den Weg. Nach 40 Minuten erreichen wir Kula, wo der Haleakalā Hwy abzweigt und sich in Serpentinen den Berg hinauf windet. Das Fahren auf der kurvigen Piste ist das reinste Vergnügen! Je höher wir kommen, desto spärlicher wird (logischerweise) die Vegetation. Auf 2600 m über dem Meer stoppen wir am Leleiwi Overlook, um einen ersten Blick in den Krater des Haleakalā (dt. "Haus der Sonne") zu werfen. Die Mondlandschaft, die auch schon dem Training der Apollo-Besatzungen gedient hat, ist wirklich beeindruckend! Mit 34 km Umfang ist der Krater einer der größten der Erde.

Weiter geht's zum Besucherzentrum und dann hinauf auf den Gipfel, der bequem per Automobil zu erreichen ist. Eigentlich ziemlich dekadent. Vom Gipfel kann man rüber bis nach Big Island schauen. Der Gipfelparkplatz beherbergt einen kleinen Garten, in dem man eine nur am Haleakalā vorkommende Unterart des Silberschwerts ('Āhinahina) begutachten kann. Außerdem steht in der Nähe des Gipfels ein Observatorium der Universität von Hawaii.

Vom Besucherzentrum aus starten wir einen kleinen Spaziergang über den "Sliding Sands Trail", der auch auf den schönen Namen "Keoneheehee Trail" hört. Da der Sand hier in allen möglichen Rot-Tönen schimmert, sieht der Mond jetzt eher wie der Mars aus. Der Trail führt auf 19 km Länge durch den Krater, was uns für heute etwas zu lang ist. Nach 40 Minuten des Weges hält sich die Abwechslung auch in Grenzen, sodass wir umkehren und nach 1 1/2 Stunden wieder am Besucherzentrum sind. Direkt am Zentrum liegt auch der Pā Ka'oao Lookout, von dem man ebenfalls einen fantastischen Blick in den Krater hat. Wer dann noch nicht genug hat (wir haben nicht), nimmt auf dem Weg nach unten noch den Kalahaku Overlook mit, der auch tolle Blicke nach Westen Richtung Mauna Kahālāwai bietet, wenn einem die Wolkendecke nicht den Blick versperrt.

Gegen 13 Uhr sagen wir Lebewohl und begeben uns auf den Rückweg, nicht jedoch ohne noch dem Hosmer Grove Loop Trail einen Besuch abzustatten. Dieser 800 m kurze Rundweg liegt auf 2000 m Meereshöhe unterhalb der Gipfelregion und führt durch einen Forstwald, der 1909 von Ralph S. Hosmer zum Experimentieren mit Pflanzen in großen Höhen angelegt wurde. im Wesentlichen beherbergt er nicht-native Nadelhölzer, sowie Eukalyptus. Dementsprechend fühlt man sich von einem Moment auf den anderen vom Mars nach Mitteleuropa versetzt.

Gegen 14 Uhr beenden wir unseren Rundgang und machen uns auf zur letzten Station, dem Iao Valley State Monument, das wir eine gute Stunde später erreichen. Das Wahrzeichen des "Tals der Könige" ist die "Iao Needle", eine ikonische Felsformation, die allerdings eingeklemmt zwischen den angrenzenden Gebirgszügen etwas untergeht. Nichtsdestotrotz ist der für die Hawaiianer bedeutsame spirituelle Platz den Besuch auf jeden Fall wert.

Um 16:15 Uhr ist dann auch unser letzter Maui-Programmpunkt abgehakt. Es bleibt uns nur noch, zurück nach Kihei zu düsen, zu packen und das Abschiedsessen zu uns zu nehmen, für das wir uns nochmal am "Paia Fish Market South Side" einfinden.

Tag 7: SO, 29.09., Transfer Kauai

Alles wie gehabt, um 5 Uhr ist die Nacht vorbei. Vor Sonnenaufgang düsen wir nach Kahului, stellen den Mustang bei Sixt auf den Hof und checken bei Hawaiian ein. Pünktlich um 7:20 Uhr hebt HA 125 ab nach Honolulu, wo wir aber nur einen kurzen Zwischenstopp haben. Die dritte Station unseres Inselhüpfens heißt Kauai.

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