Mai 2000
Der 2. Weltkrieg und die alljährlich wiederkehrenden Zyklone, die über das Northern Territory fegen, haben dafür gesorgt, dass der Meeresboden im Hafen von Darwin mit Schiffswracks übersät ist, die dazu noch durchweg in betauchbaren Tiefen liegen. Von paradiesischen Zuständen kann man allerdings trotzdem nicht reden, dazu ist die Sicht einfach zu schlecht. 8 m Sicht hat man an einem außergewöhnlichen guten Tag, normal darf man mit 3-5 m rechnen, wie mir mein Guide versicherte. Dazu kommt eine andere Sorge, die auch ich zugegebenermaßen am Anfang hatte: Krokodile, denn schließlich befindet man sich in Croc-Land und jedes Jahr werden etwa 100 Krokodile aus dem Darwin Harbour gefischt. Erst das Gespräch mit einem einheimischen Taucher hat meine Sorgen, von einem Saltie zum Brunch verspeist zu werden, verfliegen lassen. Zum einen ist der Darwin Harbour groß. Verdammt groß, um genau zu sein, das beruhigt etwas. Weiterhin lieben die Krokodile das flache, brackige Wasser der Nebenarme, in denen die Sicht gegen null geht. In den offenen Teilen des Hafens, in denen sich die Tauchplätze befinden, sind sie praktisch nicht anzutreffen. So hat es in all den Jahren, in denen im Hafen getaucht wird, noch nicht einen Croc-Unfall mit Tauchern (bzw. Tauchunfall mit Crocs) gegeben.
Der erste der drei Tauchgänge, die ich in Darwin gemacht habe, war die Sandbar Barge, eine in 24 m Tiefe gelegene, nur wenige Meter lange Barkasse, die die Bezeichnung "Wracktauchen" nicht wirklich verdient. 40 Minuten Tauchzeit reichen völlig aus, um sich alles genauestens anzuschauen und die Barkasse, die über und über mit Muscheln bewachsen ist, etwa 10 Mal zu umrunden. Das Fischleben nahm sich trotz der gerade mal 5 m Sicht eher spärlich aus, ein Wobbegong lag faul in einem Rohr herum und eine große Stachelmakrele und ein paar Barsche kamen immer mal wieder vorbei. Alles in allem ein recht netter Tauchgang.
Der zweite Tauchgang ging zum Bellbird Wreck, das 1974 vom Zyklon Tracy im Darwin Harbour versenkt wurde, und in 17 m Tiefe liegt. Wie üblich, sollte man das Aufwühlen des Sandbodens tunlichst vermeiden, sonst sinkt die Sicht von akzeptablen 5 auf eher ungemütliche 0 m und man sieht gar nichts von den vielen schönen Korallen und Anemonen, mit denen das Wrack bewachsen ist. Auch hier war das Fischleben eher spärlich, ein paar Blaupunktrochen, Barsche und Falterfische ließen sich sehen. Vielleicht waren die Fische ja alle innerhalb des Wracks, ein Eindringen in selbiges war uns nämlich nicht gestattet. Ich weiß allerdings nicht, ob dies vom Gesetzgeber so geregelt ist oder lediglich Politik des Tauchshops war. Alles in allem aber auch ein schöner Tauchgang, der Spaß gemacht hat.
Den Abschluss des Tauchtages in Darwin bildete ein Nachttauchgang am Zealandia Wreck, mit Abstand auch der beste Tauchgang, den Darwin für mich zu bieten hatte. Die Zealandia war ein zum Truppentransporter umgebautes Passagierschiff und wurde von den Japanern im 2. Weltkrieg versenkt. Sie liegt in 17 m Tiefe. Das Erste, was einem auffällt, wenn man zur Zealandia hinabtaucht, sind die brillianten Farben der Korallen, mit denen das Wrack bewachsen ist. Viel Vergleichbares habe ich vorher noch nicht gesehen, vielleicht am Busselton Jetty und am Great Barrier Reef im Zustand von 1997. Ich würde daher einen Nachttauchgang auch wärmstens empfehlen, vermutlich kommen am Tage die Farben nicht so toll heraus. Des Weiteren hat es haufenweise Anemonen, Schwämme und unterschiedlichste Krabben, die in den Korallen herumturnen, von ganz, ganz winzig bis winzig, ein genauer Blick lohnt sich auf jeden Fall. Großfische darf man aber auch hier nicht erwarten, das größte war der kleinste Wobbegong, der mir je untergekommen ist. Dafür war er etwas ganz Besonderes, nämlich der Erste, den ich sich schwimmenderweise fortbewegen sah! Weder in Sydney noch am Ningaloo Reef hat sich je einer bewegt, solange ich da war, ich hatte schon vermutet, die haben ihre Flossen nur zum Däumchendrehen, respektive Flossendrehen. Alles in allem ein toller Tauchgang.
Fazit: Leider hatte ich nur wenig Zeit, in Darwin zu tauchen und so sind mir einige interessante Tauchplätze durch die Lappen gegangen. Hiermit meine ich vor allem die USAT Meigs. Möchte man die betauchen, sollte man sich rechtzeitig seinen Platz sichern, denn es ist eines der beliebtesten Wracks in Darwin. Auch so lohnt sich Tauchen in Darwin aber auf jeden Fall.